Weinrot gegen Königsblau

Am Sonntag um 17:00 Uhr empfängt der VfL Günzburg den SC Ichenhausen zum Landkreisderby. Obwohl die Saison noch jung ist, hat die Begegnung das Zeug für einen BOL-Zuschauerrekord zu sorgen. Schon letzte Saison boten beide Mannschaften ihren zahlreichen Fans zwei packende Begegnungen, mit 8:2- bzw. 7:3-Punkten befinden sich die Kontrahenten in Tabellennachbarschaft, 15 Kilometer zwischen den beiden Stammgaststätten "Adler" in Ichenhausen und "Backstube" in Günzburg beschreiben außergewöhnlich prickelnde Fan-Nähe. Da kommt man trotz der Kälte gerne einmal hinter dem eigenen Ofen hervor um das "Feindbild" in fremder Halle zu pflegen. Von echter "Feindschaft", Neid und Missgunst ist freilich zwischen Beiden wenig zu spüren. Zu eng sind die persönlichen Verwicklungen: Lothar Buck, Co-Trainer der SCI-Herren ist gleichzeitig stolzer Vater des Günzburger A-Jugendbundesligaspielers Pascal. Klaus Hornung, nicht nur im eigentlichen Sinn Ichenhausener Handball-Papa errang beim VfL Europapokal-Meriten in der goldenen Handballzeit, Armin Spengler heute Abteilungsleiter bei den einen, war früher Trainer bei den anderen, auch Robert Mayer erfolgreicher weinroter Damentrainer trug viele Jahre schickes Königsblau und war ebenfalls gern gesehener Gast im "Adler". Selbst diese Saison gab es regen Austausch: Tim Teske und Florian Englet aus dem Bundesligakader wechselten Günz-aufwärts ins SCI-Team, dafür suchten einige Talente aus der erfolgreichen Ichenhausener Jugendarbeit um die Macher Reinhold Linder und Sybille Dürre höherklassige Herausforderungen in den Günzburger Jugendmannschaften. Man müsste sich also eigentlich richtig gern haben, doch Vorsicht:

Nähe ist nicht immer einfach, jeder einzelne Wechsel sorgt für kleinen bis mittleren Trennungsschmerz. Mancher wurde in der Vergangenheit verletzt, oft ungewollt. Auch solche Wunden brechen bei Derbys gerne auf. Unbedachte Worte, eine missverständliche Geste direkt neben einem "solchen Weinroten" oder einem "solchen Königsblauen", am allerbesten noch von einem, der die Farben wechselte - ein dummes Foul und die Nähe auf der Tribüne wird zur Belastung für Körperbeherrschung und gute Erziehung. Auch diese Derby-Aussicht ist herrlich!

Die Spieler freuen sich natürlich ihr Können nicht nur im kleinen BOL-Kreis, sondern endlich einmal vor großer Kulisse unter Beweis stellen zu können. Trotz der Tabellennähe sehen sich die Günzburger als Meisterschaftsanwärter Nummer 1 in der Favoritenrolle. In Schwabmünchen erwies sich das nicht als Bürde. Leider verstellte der Auswärtserfolg zu Wochenbeginn noch ein wenig den Blick für die harte Derbyrealität, während es beim SC Ichenhausen nach der jähen Kissing-Pleite mal wieder nur um den VfL ging:

Nach dem Spiel wird es dann die ganze Nacht weiter mit Handball gehen, das Derby wird für jede Menge Gesprächsstoff sorgen: Im Mittelpunkt werden Derbyhelden und -Antihelden stehen, sie werden in einer harten sportlichen Auseinandersetzung geboren werden. Gefeiert wird dann entweder Günz-aufwärts im "Adler" oder Günz-abwärts in der "Backstube". Beides geht halt nicht. Wenige werden diese Gesetzmäßigkeit des Sportes nicht gut verarbeiten. An der grundsätzlichen gegenseitige Wertschätzung wird das nicht verändern, die Günz fließt einfach ruhig weiter, egal wo trauriger Niederlagen-Blues gespielt wird. Und ein Rückspiel gibt es ja auch noch.

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